Förderung interreligiöser Dialog '23

© Kathpress / Michaela Greil

Das war: Religionen und die Angst - Tagung zur Förderung des interreligiösen Dialogs

Aus der Zusammenfassung von Stefan Gugerel: Jedes Jahr nehmen wir uns ein Spezialthema vor und versuchen es nicht von außen über die religiösen Menschen zu sagen, sondern religiöse Menschen selbst darin sprechen zu lassen.

Nach der Eröffnung durch unseren Referatsbischof Werner Freistätter haben wir mit einem Überblick begonnen. Die radikale These "Ohne Angst gibt es keine Religion" ist von Emmanuel Bauer geöffnet worden zu "Ohne Angst gibt es kein menschliches Leben". Angst ist eine Grundkonstante, man kann sie auch nicht weg reden. Und jeder, der das versuchen würde, würde erst recht wieder Gewalt ausüben, indem er anderen zusagt, dass sie keine Angst haben.

Wir haben uns in 4 Einzelstatements mit dem Judentum und dem Buddhismus jeweils durch Vertretende auseinander gesetzt, die selbst nicht nur religiös, sondern auch psychotherapeutisch sich mit der Angst auseinandergesetzt haben. Nach dem Mittagessen haben wir diesen Reigen fortgesetzt mit dem Islam und dem Christentum. Und wer vielleicht noch ein bisschen diese 4 Vorträge im Ohr hat, da durften wir im Vortrag über das Judentum von den 70 verschiedenen Gesichtern der Thora hören und auch das sehr ermutigende Wort, dass Trostsuche von Angsterfüllten nicht von Vornherein verurteilt werden kann. Andere allerdings kleinzuhalten und einzuschüchtern von Mensch zu Mensch schon durch die biblische Tradition verworfen ist.

Der Blick auf den Buddhismus hat klar gemacht, dass auch der Umgang mit Angst aus dem gemeinsamen Prinzip erwächst nämlich zu versuchen die Realität zu beurteilen und sich ihr gegenüber in ein Verhältnis zu setzen, sich nicht von ihr einschüchtern zu lassen.

Das hat auch der Vortrag zum Islam in anderer Weise ins Bild gebracht. Es wurde von zwei Arten der Angst gesprochen, der Angst vor dem Erschaffenen und die Angst vor dem Erschaffer. Wobei die Angst vor dem Erschaffenen eigentlich im Glauben an den Erschaffer endet, denn alles Erschaffene kann uns nur soweit schädigen, als es der Erschaffer zulässt.

Wir haben uns nach diesen starken Impulsen in 4 Gruppen aufgeteilt, also die Wahl gegeben sich zu spezialisieren und zu vertiefen. Diese Gruppen haben Spezialgebiete des Umgangs mit der Angst abgedeckt.

Sei es die Krankenhausseelsorge, wo es vor allem um die Frage der Begleitung gegangen ist, auch in welcher Weise sich die Nachfrage nach Begleitung ändert.

Wir haben im Forum über das politische Spiel mit der Grenze zwischen Information und bewusster Angstmache sehr deutlich im Rückblick auf die letzten 5-10 Jahre sehen können, wie Information und unser grundsätzliches Vertrauen in informierte Expert:innen gegen uns verwendet wird, indem man absichtlich Informationen weglässt, oder sogar falsche erfindet unter dem Deckmantel uns dadurch zu schützen, also Angst schafft unter dem Vorwand Angst zu nehmen.

Das Forum über die religiöse Erziehung, die krankmacht, schwarze Religionspädagogik, hat das in einem noch anderen Zusammenhang gesetzt, nämlich aus der Gesamtgesellschaft und der Medienlandschaft in den Bildungsbereich hineingebracht, wo es möglicherweise opportun schien die fehlende eigene Autorität des Lehrpersonals durch einen Verweis auf die göttliche Legitimierung dessen was man sage, anordnen oder durchsetzen wolle, zu unterstreichen. Und das ist ja nicht nur in religionspädagogischem Bereich so, das hört man ja an vielen verschiedenen anderen Orten auch. Das vierte Forum hat uns mit Vertrauen und Angst konfrontiert, der Frage nach der Bedeutung von Religion und zwar nicht nur für den individuellen Lebensentwurf, auf den sich ja auch die Psychotherapie immer bezieht, sondern auch auf den Gesellschaftlichen Zusammenhang. Es ging also hier auch um die Frage: können Religionen nicht nur für Einzelpersonen Angst lindern, sondern auch in der Gesellschaft Grundvertrauen aufbauen oder wiederaufbauen. Können sie also über den einzelnen hinaus auch für die Gesamtgesellschaft einen Wert haben indem sie Angst nehmen.

Alle Foren waren bireligiös besetzt, sodass man sich jedem Spezialthema zumindest aus zwei Perspektiven angenähert hat. Und ich denke das ist die große Qualität dieser Tagung, dass man nicht nur über etwas oder über jemanden spricht, sondern miteinander ins Gespräch gebracht wird.

30.3.2023

Den Bericht von Kathpress finden Sie hier.

Save the date:
Tagung zur Förderung des interrelögiösen Dialogs
am 13. März 2024 in St. Virgil / Salzburg

© virgil.at

Religionen und die Angst.
Überwindung – Instrumentalisierung – Transformation?

Mittwoch, 29. März 2023, 09.15-18.30 Uhr in St. Virgil, Ernst-Grein-Straße 14, 5026 Salzburg

Seit jeher gehört die Angst zu den Grunderfahrungen menschlicher Existenz, und zwar durchaus ambivalent: Einerseits fokussiert sie die Aufmerksamkeit zur Reaktion auf drohende Gefahr, andererseits kann sie alle Kräfte lähmen.

Auch in den Religionen zeigt sich die Doppeldeutigkeit der Angst: „Gottesfurcht“ ist nicht einfach ein veralteter Begriff, sondern bringt zur Sprache, dass das „Heilige“ in den Religionen vielfach als ein „Mysterium tremendum“ (Rudolf Otto) erfahren wird. Gleichzeitig bieten die Religionen ein vielfältiges Potenzial zur Überwindung von Angst und Ängsten an.

Vertrauen in die Transzendenz stärkt die Kräfte der Resilienz, in einzelnen wie auch in Gemeinschaften. Gerade in Zeiten kollektiver Ängste vor Krankheiten oder Impfstoffen, vor Kriegen oder Verlust der Existenzgrundlagen, verfügen die Religionen über Ressourcen zur Kontingenzbewältigung, die niemand sonst geben kann.

Die Tagung beleuchtet dieses Spannungsfeld in fachlicher und interreligiöser Perspektive.

Referierende u.a.:

  • Emmanuel Bauer, Philosoph, Theologe, Psychotherapeut, Salzburg
  • Hermann Glettler, Bischof von Innsbruck
  • Susanne Heine, evangelische Theologin, Wien
  • Christoph Köck, Psychotherapeut und Supervisor, Wien
  • Michael Lehofer, Psychiater, Psychotherapeut, Graz
  • Mariam Rahman, Psychotherapeutin, Wien
  • Gabriel Strenger, Psychotherapeut, Jerusalem

Teile der Tagung können auch online besucht werden.

Tagungsbeitrag Präsenz: € 50,- | Tagungsbeitrag Online: € 25,-

Nähere Informationen und Anmeldung im Bildungshaus St. Virgil

PDF-Datei: Einladungsfolder

© kommissionweltreligionen.at

Die Kommission Weltreligionen veranstaltet jährlich (im Frühjahr) eine Tagung zur Förderung des interreligiösen Dialogs.

In Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog sucht auch Österreichs Katholische Kirche in Wort und Tat das Gespräch mit Gläubigen anderer Religionen und Vertreter*innen von Weltanschauungen. Die Kommission unter der Leitung von Referatsbischof Dr. Werner Freistetter besteht aus den 10 Diözesanvertreter:innen sowie 10 Expert:innen aus verschiedenen Arbeitsbereichten. Die Internetseite der Kommission versteht sich als Vernetzungsorgan der österreichischen katholischen Dialogverantwortlichen sowie als einfaches Informationsangebot für Interessierte jeder religiösen und politischen Zugehörigkeit.

www.kommissionweltreligionen.at

Manfred Zeller, Fachbereichsleiter Theologie und Religion im Katholischen Bildungswerk Wien ist seit 2018 Mitglied der Kommission Weltreligionen.

mz/mz

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